Jahaaa, hier wie versprochen der deutsche Bericht! Keine Übersetzung des Englischen, aber mindestens genauso lang...
Wie bereits erwähnt war der Urlaub mächtig gewaltig, um nicht zu sagen: spitze! Zumal ich es geschafft habe, dieses zufrieden-sorglose Gefühl zu konservieren und somit etwas glücklicher zu sein als sonst schon. Wir waren die meiste Zeit im Wallis unterwegs und haben Tageswanderungen gemacht, jeweils mit 1000m Höhenunterschied, verdammt anstregend. Vor allem wenn ab 2500m plötzlich die Luft dünner wird und man sich ca. 20 Jahre älter vorkommt oder zumindest wie ein Asthma-Patient. Trotzdem ist es die tollste Art Urlaub zu machen, da man in der eigenen Geschwindigkeit Schritt für Schritt und völlig ungestört einfach nur sein eigenes Ding macht und am Ende des Tages gleichzeitig Erschöpfung und heitere Gelassenheit verspürt. Die Natur bestimmt die Details (bei Regen läuft man schneller, im Kies langsamer), und vor allem das Wetter sorgt dafür, dass die eigentlich so ewige Berglandschaft sich in wechselnden Facetten präsentiert. So kamen wir entlang steiler Berghänge hinauf zu blauen Seen, vorbei an Schneefeldern, durch Nebel und Sturm, balancierend über Flüsse und Steine und streiften durch immer-grüne Wälder. Meist war das Wetter auf unserer Seite und wir sprangen freiwillig in eiskaltes Wasser so sehr schwitzen wir beim Aufstieg. Nur einmal führte der Rundweg direkt in eine Wolke hinein, so dass wir auf der Rückseite des Berges nur 15-20m weit sehen konnten. Als wir den Kamm entlang liefen, tauchte plötzlich aus dem Nichts ein Adler vor uns auf. Oder besser, wurde vom Sturm in unsere Richtung geblasen, verschwand kurz, und war dann mit einem zweiten zu sehen. Außerdem diesem surrealen Erlebnis, wunderte ich mich bei einer Begnung mit Murmeltieren übern deren umfangreichen Umfang. Oft hörten wir aber nur ihre Warnrufe.
Nebst dem Wandern und Campen waren die Zeit in Bern und Zürich geprägt von überschwenglicher Gastfreundschaft. Die erste Nacht des Urlaubs verbrachten wir bei einem uns unbekannten Schweizer namens Patrik und couch surften bei ihm. Was das ist? Nunja, erklär ich liebend gern! Über diese Website erstellt man kostenlos ein Profil und kann dann anderen Mitgliedern Nachrichten schicken und fragen ob sie ein Couch zum übernachten haben. Das geht natürlich auch andersrum und man bietet sein eigenes Sofa für andere an. Wie man's auch macht, man kann nur gewinnen, ist in jedem Falle eine tolle Erfahrung. Bisher konnte ich erst eine Person aufnehmen, ein Typ aus Slovenien, der sein Buch bei der Buchmesse vorgestellt hat. Außer dass wir ziemlich interessante Gespräche führten, schenkte er mir noch seine Eintrittskarte und ich verbrachte interessante Tage auf der Messe ohne zu zahlen (Bericht von damals). Meine Mitbewohner fanden allgemein die Idee aber nicht so toll, jemand Fremdes in der Wohnung zu haben und verstanden auch nicht, was man davon hat. Vielleicht kann ich sie ja doch noch vom Geiste des gegenseitigen Kennenlernens und Austausches überzeugen und von der Begeisterung anstecken, ich geb nicht auf!
In Bern hat mich zum ersten mal jemand aufgenommen, und außerdem noch fünf andere Couch Surfer, wobei das Zufall war. So sind wir zu siebt losgezogen runter an den Fluss und rein. Es war saukalt aber Patrik sprang einfach und wir sind dann hinterher, immerhin hatte er auch unsere Wertsachen in dem wasserdichten Sack. Da trieben also ein Schweizer, zwei Deutsche, zwei Briten und eine Kanadierin die Aare hinab, verdammt schnell und es war fast dunkel. Das Rauskommen gestaltete sich doch schwieriger als vermutet da der Fluss selbst auf einem halben Meter noch ziemlich Zugkraft hatte. Patrik hat mich dann rausgeschoben, direkt nachdem ich mir das Knie aufgeschlagen hatte. Danach noch 20min mit tauben Füßen zurücklaufen, und wir waren alle furchtbar begeistert von diesem Erlebnis. Nach dem gemeinsamen Abendbrot und der ausgedehnten Wodka-Nachspeise dachte ich, wenn der erste Abend schon so cool ist, wirds schwer für den restlichen Urlaub...
Natürlich kamen noch viele Höhepunkte, wie die einsame Nacht am Lagerfeuer und die lächerlich große Sternschnuppe, die Wanderungen, das Schlafen im Stroh und zu guter Letzt die 2 Tage bei Michi in Zürich. Ein weiterer unermüdlicher Gastgeber, der uns mit Kuchen, Käse und richtigen Matrazen verwöhnte. Gastfreundschaft und auch jede andere Art von Großzügigkeit (zB beim Trampen) ist die nobelste Art der Freundlichkeit, weil man als Bezahlung nichts anderes als die eigene Zufriedenheit erwartet.
Also, ein großartiger Urlaub, daraus eine große Portion Entspannung in der Tasche, et voila, anhaltende Glückseligkeit. Über die paar störenden Kleinigkeiten hier und da will ich mich gar nicht aufregen. Mir geht es quasi so gut, dass ich mich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lassen will. Zwar machen Emotionen angreifbar, selbst positive, aber das nehme ich gern in Kauf. Es lohnt sich kein bißchen sich über Dinge aufzuregen, wie der Mitbewohner hat den Geschirrspüler ausgeräumt und alles dreckige Geschirr außer meines eingeräumt. Nix "Was is los, was soll diese Provokation, gehts noch?!", sondern "Hey cool, jemand hat den Geschirrspüler ausgeräumt!" Da man die Dinge eigentlich immer auch positiv sehen kann, und mir das grad soviel Spaß macht, kann und will ich mich nicht über Nebensächlichkeiten aufregen. Kurze Anleitung:
- selektive Wahrnehmung zum positiven Verschieben
- nicht provozieren lassen
- keine Probleme anderer zu eigenen machen
Ich bin schon etwas enttäuscht, dass sich in unserer WG keine großen Freundschaften gebildet haben, aber sowas kann man schlecht erzwingen und solange man sich gegenseitig respektiert ist das überhaupt kein Problem. Zumal ich von anderen WGs mitbekommen habe, dass das fast überall der Fall ist, man wohnt zusammen, lebt aber für sich.
Also, auf der einen Seite Erwartungen anpassen (die anderen ändern sich eh nie!, ich schon gar nicht) und auf der anderen den Dingen ihren Lauf lassen, einfach die schöne Lebenszeit nicht mit Nörgeln verschwenden! Soll nicht heißen, ich habe plötzlich keine Sorgen mehr, sondern öfter mal ein Lächeln auf den Lippen.
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1 Kommentar:
Das liest sich, wie immer, wunderbar. Ich, ebenfalls Teilnehmer des Urlaubs, fühle mich zurückversetzt und grinse nur.
Ich surfte ebenfalls das erste mal eine Couch. Die Erfahrung damit war so gut, das ich es wieder machen werde und bei Gelegenheit selbst eine zur Verfügung stelle. Patrick war der Beste Gastgeber, den es an diesem Abend geben konnte. Danke!
Bleibt mir noch dir weiterhin das genießen der positiven Entspanntheit und der Glückseligkeit zu gönnen. Genieße es!
*Life is too short to be complicated
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