Mittwoch, 14. Mai 2014

Wirrwahr



Ich habe keine Probleme, nur momentane unbequeme Übergangssituationen, die es auszusitzen oder zu verändern gilt. Motten in der Küche, laute Musik von nebenan, inoffiziell noch gar nicht als Mieter bestätigt, in der Regel kein Problem, aber vom Gesamtkonzept her drückts im Hinterkopf. Ich kann die Uhrzeit immernoch nicht an den vorbeifahrenden Zügen draußen vorm Zimmer ablesen, habe aber schon mit offenem Fenster geschlafen. Der Sommer kann kommen.

Wie lange bin ich eigentlich schon dem Sinn des Lebens hinterhergerannt und hab den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehn? Nichts ist wahr, aber alles war. Und da meine Realität gerade in sanftere Gefilde wandelt, habe ich plötzlich mehr Energie. Nichtstun schadet nichts, bringt mir aber auch nichts, mich höchstens um den Verstand. Dann werde ich eben wieder Englischlehrer, verbringe angenehme Gesprächsmomente mit meinem Mitbewohner zwischen Tür und Angel/ gestern und heute, die meiste Zeit natürlich wieder beim Frisbee, und gedanklich sorge ich mich um meinen ausgedünnten Aktivwortschatz und schräge Verbalisierungen. Aber wer vorm Einschlafen Hans Magnus Enzensberger liest, braucht sich nicht zu wundern, so könnte man das verbeispielen.

Es ist gewagt sich über das Leben zu beschweren, angesichts all der Möglichkeiten. Vier Himmelsrichtungen sind immer noch drei zuviel, aber auch wenn der Kopf so verstopft ist wie die Lüftung meines Laptops und mich mir versuche ein Meeresrauschen vorzustellen um nicht auszuflippen, dann kann ich auch gleich das Fenster aufmachen und den Zügen lauschen. Kann es tatsächlich sein, dass ich mir nicht traue, das anzustreben was mich wirklich glücklich macht, wenn dessen Erreichen das Ende meines Strebens bedeuten würde, bzw. dessen Nichterreichen nicht akzeptabel ist? Zu kompliziert diese Gedanken, da fällt mir ein, dass wir den Balkon bepflanzen wollten.




Die letzte Zeit sah sehr sehr gut aus, nett um es übertrieben zu formulieren, und in Stichpunkten ausgedrückt:

* Berlin ist noch viel großartiger, grüner, hipsterer und durchgeknallter als ich es in Erinnerung habe. (Geschichten und Fotos folgen zum Thema "Hawai'i Revival und das grüne Geschenk des Universums"!)
* In Polen am Fr und Sa den Sieg holen, am So durch die Tiefen der Niederlage angesichts gescheiterter Erwartungen waten und am Ende mit der Gewissheit gestärkt nach Hause fahren: die Schlacht war verloren, aber jetzt kennen wir den Gegner. Meiner heißt Rückhand.
* Zum positiven Kahlschlag in einer sozialen Gruppe ansetzen bedeutet nicht nur neue Freunde, sondern auch vermehrte Abende an denen ich abwaschen muss. Die Vorteile überwiegen und zum Leidwesen des Teils in mir, der gern als Erzieherin gearbeitet hätte, will ich nicht mehr aus Dresden weg.
* Selbstdiziplin war noch nie meine Stärke, aber wenns um das Einhalten meiner Faulzeiten geht, bin ich sehr strikt. Andererseits, wenn der Kaffee nicht mit einem Schluck Morgen beginnt, könnte der Tag kompliziert werden.

So viel aus dem Leben einer Arbeitslosen.
Prost! (auch wenn ich das nüchtern geschrieben habe) - Keep the music running!




Und zum tanzen: