Mittwoch, 18. Januar 2012

Das Längste Gespräch

DAS LÄNGSTE GESPRÄCH

Ein kurzes Spiel in einem Akt


Personen:
LIA, Erzieherin
KIND, Kind des Kindergartens

Ort: die Tür zum Bewegungsraum

Vormittags, die Kinder spielen im Bewegungsraum, Lia bewacht die Tür.

Auftritt KIND.

LIA: Na, willst du rein?
KIND: Nein. Ich gebe dir jetzt einen Kuss!
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: Doch.
LIA: Nein.
KIND: (stampft auf) Doooch!
LIA: Neeeiiin!

Abgang KIND.

Die Szene war nicht nur pädagogisch erfolgreich auf Grund ihres Ausgangs, sondern auch wegen den ausgeglichenen Gesprächsanteilen.

Montag, 16. Januar 2012

erschöpft, verpeilt, und trotzdem glücklich

Was für ein wunderschöner Morgen! Sonne, Frühreif, kleine Atemwölkchen, kurz um: der Teil, wenn man die Zeit im warmen Bett bereits resignierend hinter sich gelassen hat. Man muss sich überwinden um zu überwintern. Am Bahnhof steht man gerne mal und friert, so lange es um einen herum hübsch aussieht, und bis man merkt, dass man noch gar keine Fahrkarte hat. Verpeiltheit, dein Name ist Lia.

Heute habe ich die ersten Zeilen meiner Diplomarbeit geschrieben, und es hat sich sehr gut angefühlt. Obwohl es der Anfang vom Ende ist, und danach nichts mehr so sein wird, wie es war... Die vielen Jahren als Student waren Wasser auf den Mühlen der Illusion, dass es ewig so weiter gehen könnte. Aber erstmal schreiben! Und dann... reisen. Jawohl, ein herrliches Ziel. Mein Lebenstraum, obwohl ich noch so jung bin, also lieber: Lebensabschnittstraum. Die Begeisterung allein von der Vorstellung einer Weltreise liegt noch halb in Ketten, erst eine konkrete Entscheidung wird sie entfesseln. Und dann werde ich nicht mehr heimlich träumen müssen...

Wenn nur nicht jetzt schon so viele aufregende Dinge passieren würden! Die Auswahl an Ablenkung von der Diplomarbeit ist so hoch, dass ich gern ein zweites Gehirn anmelden würde. Unser Damen-Frisbeeteam FRAU RAUSCHER geht grad so richtig ab, wir haben viel tolle Nachwuchstalente und zusammen mit Bibi Captain (Capteusin? Captane?) zu sein fetzt einfach! Dieses Wochenende richten wir in Frankfurt die Damen-Quali aus (ne Menge Arbeit!), spielen aber selbst erst zwei Wochen später in Münster. So ein Team ist eine sprudelnde Quelle an Organisationsbedarf, denke ich mir, und nehme noch ein Schluck Bier. Verdienterweise nach dem Trainingsspiel gegen Darmstadt heute. Dann schweifen meine Gedanken ab, zur kommenden Saison, und ich überlege, wieviele Turniere ich mir wohl zeit- und geldtechnisch leisten kann. Auf jeden Fall will ich zu Tom's Tourney nach Brügge, liegt sogar näher als Berlin, und weil Dienstag der 1. Mai ein Feiertag ist, kann man sich für die Spiele am Montag einen Brüggentag nehmen, hehe.

Jetzt ist Zeit fürs Bett, der Kopf muss auf Stand By und der Teddy alles aushalten. Morgen früh steht Uni und Bibliothek auf der To-Do-Liste, gefolgt von Nachhilfe geben und nicht-krank-werden. Es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass mein Leben irgendwann mal langweilig wird. Denn selbst wenn mal nichts los ist, bleibt mir immer noch meine Verpeiltheit!


WUSSTEST DU SCHON?
Der DFV sagt über die Frisbee-Divisionen: "Open: Die seit 1981 bestehende Basis-Division beim Ultimate Frisbee. Open hat sich im Laufe der Jahre mehr oder weinger zu einer reinen Männer-Division entwickelt. Die Spielordnung gibt aber jegliche Zusammensetzung der Teams her. Es können demnach auch gemischte Teams, reine Damen-Teams und theoretisch auch Hundeteams antreten."

Donnerstag, 5. Januar 2012

über Naivität

Naivität ist keine Schande. Genauso wenig wie langsames Autofahren. Naivität ist eher einer Illusion ähnlich, oder netter formuliert: eine Art Optimismus mangels einem bestimmten Maß an Wissen. Es ist die Waffe des Nicht-Kämpfenden, im Gefecht gegen Angst und Schrecken. Obwohl es auch naive Kämpfe gibt, wie zum Beispiel die gegen die Pfunde. Das Fremdwörterbuch gibt für „naiv“ zwei hauptsächliche Bedeutungen an: zum einen „natürlich, unbefangen, offen“, aber auch „treuherzig, arglos“ und zum anderen „einfältig, töricht“. Die erste Bedeutung hat selbige verloren, scheinbar. Wer das nicht glaubt, der ist einfach naiv.

Naivität ist keine gewählte Einstellung, es ist eine Alternative, ein Entgegenhalten. Wer nicht in die Paranoia, oder –weniger extrem- ins Schubladendenken verfallen will, darf auch mal naiv sein. Der Vorteil liegt auf der Hand: aus dem naiven Blickwinkel sind die Dinger allgemeiner, weniger kompliziert. Probleme werden einfacher, bis zum Verschwinden. Der Nachteil folgt sogleich: wenn es zu einfach wird, landet man am Ende doch wieder in einer Schublade. Die Lösungen werden also komplizierter. Das beschreibt die paradoxe Natur der unbefangenen und auch einfältigen Naivität.


(Und wer sich wundert, woher diese Gedanken kommen: ich habe etwas in den Anfängen meines momentanen Tagebuchs gelesen, von 2006. Da stach mir das Wort zwischen den Zeilen ins Auge, es war recht amüsant. Und da ich bisher nicht viel Reue angehäuft habe, machte sich meine Fantasie auf den Weg, diesen Wesenszug zu verteidigen.)