Trotz Erkältung war ich also bei der Buchmesse, sogar zweimal mit meiner freien Eintrittskarte. Nicht nur all die Bücher sind beeindruckend, noch viel mehr die Autoren, die einem da übern Weg laufen. Eine wahrhaft bezaubernde Atmosphäre, mit nur einen Hauch Kapitalismus, schließlich konnte man nichts kaufen (zum Glück für mein Budget). Am Freitag hatte ich mir ein gutes Programm zurecht gelegt und dachte: Starten wir den Tag doch mit einem Vortrag von, mit und über Leopold Engleitner, einem 104jährigen und dreifachen KZ-Überlebenden. Er war kein Jude sondern Zeuge Jehovas und zudem Wehrdienstverweigerer, also drehte er eine Runde durch die KZs, wog am Ende 29kg und floh in die Berge. Nun scheint er seinen Frieden geschlossen zu haben mit sich und der Welt und trägt Gedichte vor über die Sehnsucht, dass das alle Leute tun würden. Die Menge applaudiert, weil wir alle die selbe Hoffnung haben und trotzdem wissen, bis zum Frieden könnte weitere 104 Jahre dauern. Eine lange Zeit und für Herrn Engleitner muss dieses fortwährende Überleben ein Triumph sein, aber ich (die überhaupt nie so lang leben wollen würde) frage mich, ob es ausreicht um zu vergessen und zu vergeben...
Danach drehte ich eine Runde durch die Reihen, griff Werbepostkarten ab und erfuhr zufällig beeindruckende Hintergrundinformationen (Frau am Stand zu Kollegen: "Kommt Pansen noch?" - Kollege: "Nein, der ist in Amerika, der wirds nicht schaffen." sowas will ich auch ma sagen...). Anschließend hatte ich mir eine Kochshow rausgesucht, natürlich wegen der Kostproben, schlenderte am blauen Sofa vorbei, wo ein lispelnder Autor über die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller sprach und stellte mich schließlich in die Menge vor dem ZEIT-Stand, wo Günter Grass ein Interview gab. Ich hatte ihn noch nie reden hören und war ziemlich beeindruckt von seiner Eloquenz und Direktheit. Ja, er ist selbstverliebt, aber er hat seinen Standpunkt, eine tolle Erzählerstimme und immerhin einen Nobelpreis, was es nicht alles gibt. Wenn er sich weniger politisch geben würde, hätte er sicher mehr Freunde, aber wen juckt's. Am Ende stellt sich sogar raus, dass der Günter heute Geburtstag hat, 82, soso. Jemand kommt vorbei und drückt mir ein Glas Sekt in die Hand. Na dann, Prost!
Mittlerweile bin ich schon 5 Stunden auf der Messe, hab mich dazu durchgerungen auch ma was zu Essen zu kaufen, bin dazu ausgefragt (für die Statistik), und warte nun auf Wolf Haas, damit er mir seine Unterschrift auf eine Postkarte kritzeln kann (für jemand anderen). Plötzlich kommt Gekreische auf und neugierig wie ich bin, gehe ich Nachsehen. Ist es Dan Brown? Nein, Til Schweiger. Himmelherrgottnochma, und das auf einer Buchmesse!
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