Mittwoch, 28. Oktober 2009

bei Sammy Narr und Effi Zienz (Aufgewärmtes 3)

Man hat schon nicht mehr dran geglaubt, also zu sagen "die Hoffnung aufgegeben" wäre übertrieben, doch zumindest schien es wahrscheinlicher, einen Sport zu finden bei dem nicht gedopt wird (nein, Schach zählt nicht) als mich regelmäßig an der Uni zu treffen. HA! Dem ist aber so, 4mal die Woche in 7 Kurse, das ist eine Steigerung von 80% gegenüber den letzten beiden Semestern, in welchen ich im Unigelände höchstens in der Mensa, meist aber außerhalb dessen arbeiten und Frisbee spielen war. Nun aber wird fleißig studiert, ich mach 4 Scheine (eine Steigerung um 400%) und stehe dienstags sogar um 7Uhr auf. Doppel-HA! Und was steht so auf'm Plan diesen Winter?

Lebensgeschichtliche Krisen und nachhaltiges Lernen: Wusstest ihr, dass 1968 wegen einer politischen Zwangsemigration 30 000 jüdische Polen nach Österreich (auf dem Weg nach Israel) abgeschoben wurden? Erst vor kurzem hat die polnische Regierung das zugegeben und sich entschuldigt.
Die Konstruktion von "Migrantenkindern": Während eines weniger interessanten Vortrags der HiWi (der Prof is klasse!) hab ich mal überlegt, wieviel Wörter ab 4 Buchstaben man aus den Buchstaben des Wortes MIGRATION bilden kann. Wer schafft mehr als 11?
Ökonomisierungstendenzen im Bildungswesen: Die wirtschaftliche Seite der Bildung. außer mir sitzen übrigens im Seminar: Effi Zienz, Bill Dung, Bruno Sozialprodukt und natürlich Sammy Narr.
Die Bedeutung des "Bösen" in der Pädagogik: Der Prof benutzt mehr Fäkalsprache als ein Durchschnitts-Rap-Song, ist aber doppelt so alt. Das nächste mal bitte ich ihn das zu unterlassen, meine Ohren sind doch keine Toilette!
Sozialforschung und Fotografie: Mitte November besteht der praktische Teil im Besuch eines Jugendzentrums in Offenbach, lustigerweise genau um die Ecke meiner ehemaligen Wohnung; dann kriegt jeder von uns einen Jugendlichen und begleitet ihn durchs Stadtviertel und macht Fotos, die später empirisch (qualitativ) ausgewertet werden. Drückt mir die Daumen, dass ich einen guten Jugendlichen abkriege, nicht zu brav, am besten Kiffer!
Erziehungswissenschaft und Pädagogik in der NS-Zeit: Schon wieder böses. Aber der Prof ist gut, angenehm opportunistisch und dabei immer historisch korrekt.
Liebe und Sexualität im Jugendalter: Letzte Woche bin ich bei einem Referat über Statistiken eingeschlafen, aber warum haben die auch die Fenster zugemacht? Ansonsten zeigt sich, dass Jugendliche heutzutage auch nicht eher Sex haben als in den 90ern und dass es in den 60ern mehr Homosexuelle gab. Wer hätt's gedacht?!

WUSSTEST DU SCHON?
Warum ich überhaupt studiere? Da gab ein Kommilitone meines Fachs im Seminar zur Ökonomisierung eine lustige Antwort: "Um später mehr zu verdienen." HAHAHA, Scherzkeks. Doch nicht als Pädagoge! Ich studiere doch, weil wir so viele Semesterferien haben und weil es an der Uni wärmer ist als bei mir im Zimmer! Ich hoffe, ich habe niemand desillusioniert...

Montag, 26. Oktober 2009

VerÄppelt (Aufgewärmtes 2)

Als erstes ein Hinweis an alle Hessen und Apfelwein-Freunde in aller Welt: Bitte nicht weiterlesen! Alle anderen: Unbedingt weiterlesen!

Ich steh ja auf lokale Köstlichkeiten, also die kulinarischen Genüsse einer Region, die deren Ruf vorauseilen und sich super als Mitbringsel eignen. Dresden hat den Stollen, Lübeck sein Marzipan, Hamburg seinen Fisch und Frankfurt seinen Apfelwein. Vor allem als Gründungsmitglied von FRAU RAUSCHER, unserem Damen-Frisbeeteam benannt nach der Traditionsmarke, darf ich es mir gar nicht leisten, auch nur ein schlimmes Wort über das berühmteste Exportmittel Frankfurts nach Sonya Kraus bzw. Mark Medlock zu verlieren... Allerdings, wer einen ganzen Tag unter den Folgen mittelmäßig übertriebenen Äpplergenusses zu leiden hatte, sollte mit der Warnung nicht haushalten, sondern eher hausieren gehen.
FINGER WEG VON DER 2. FLASCHE APFELWEIN!
Um die extra Stunde am Wochenende, die geschenkten 60 Minuten gebührend zu feiern (ich möchte daran erinnern, dass Studenten eine Art Optimierungs-Gen haben, um alles aus allem rauszuholen), habe ich mit Jonas eine Äppler-Orgie veranstaltet, wobei wir auch den Buchstaben K abgeschafft haben, aber geine Panig! Es war nur für den Abend. Es waren nur 2,5 Flaschen, also ca 1L pro Person, aber es hat gereicht um mich den nächsten Tag außer Gefecht zu setzen. Da war ich so stolz nach der Sause im Rosi's gesund davon gekommen zu sein und dann verbringe ich wegen ein bißchen Apfelbrause den Tag auf der Couch!
Morgens gings noch, und mittags bei schönstem Wetter und Marathon auch (als Zuschauer natürlich, denn sowas ist ja nicht nur anstregend, sondern auch langweilig und das macht man sonst nur ab und zu in der Uni freiwillig mit. also, Respekt an alle Läufer!). Zurück daheim kämpfte ich bei unzähligen Folgen einer Comedy-Serie gegen eine unterschwellige Übelkeit, die ich auch schon bei den Wahlergebnissen im September verspürt hatte, nur noch länger anhaltend.
Seid also gewarnt!

Äppler in Maßen,
gut und schön,
aber mehr als 1 Flasche,
damit ist nicht zu spaßen!

Sonntag, 18. Oktober 2009

Aufgewärmtes 1

wie ich hier so sitze und mal wieder ein Lied nicht zu Ende schreibe, kann ich wenigstens mit dem Blog anfangen, nebenbei Tee, den gabs kostenlos bei der Buchmesse und er schmeckt fürchterlich... Immerhin war da alles andere klasse und da schließlich ich in die Küche musste und neuen machen, konnte ich gerade so das Brot vorm 2. Anbrennen retten (Ciabattas sind aber auch teuflisch schwer zu backen). Normalerweise lass ich einfach die Zimmertür offen und erkenne am Geruch bevor es fast zu spät ist, aber bei Schnupfen wär ein Wecker angebracht.

Trotz Erkältung war ich also bei der Buchmesse, sogar zweimal mit meiner freien Eintrittskarte. Nicht nur all die Bücher sind beeindruckend, noch viel mehr die Autoren, die einem da übern Weg laufen. Eine wahrhaft bezaubernde Atmosphäre, mit nur einen Hauch Kapitalismus, schließlich konnte man nichts kaufen (zum Glück für mein Budget). Am Freitag hatte ich mir ein gutes Programm zurecht gelegt und dachte: Starten wir den Tag doch mit einem Vortrag von, mit und über Leopold Engleitner, einem 104jährigen und dreifachen KZ-Überlebenden. Er war kein Jude sondern Zeuge Jehovas und zudem Wehrdienstverweigerer, also drehte er eine Runde durch die KZs, wog am Ende 29kg und floh in die Berge. Nun scheint er seinen Frieden geschlossen zu haben mit sich und der Welt und trägt Gedichte vor über die Sehnsucht, dass das alle Leute tun würden. Die Menge applaudiert, weil wir alle die selbe Hoffnung haben und trotzdem wissen, bis zum Frieden könnte weitere 104 Jahre dauern. Eine lange Zeit und für Herrn Engleitner muss dieses fortwährende Überleben ein Triumph sein, aber ich (die überhaupt nie so lang leben wollen würde) frage mich, ob es ausreicht um zu vergessen und zu vergeben...
Danach drehte ich eine Runde durch die Reihen, griff Werbepostkarten ab und erfuhr zufällig beeindruckende Hintergrundinformationen (Frau am Stand zu Kollegen: "Kommt Pansen noch?" - Kollege: "Nein, der ist in Amerika, der wirds nicht schaffen." sowas will ich auch ma sagen...). Anschließend hatte ich mir eine Kochshow rausgesucht, natürlich wegen der Kostproben, schlenderte am blauen Sofa vorbei, wo ein lispelnder Autor über die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller sprach und stellte mich schließlich in die Menge vor dem ZEIT-Stand, wo Günter Grass ein Interview gab. Ich hatte ihn noch nie reden hören und war ziemlich beeindruckt von seiner Eloquenz und Direktheit. Ja, er ist selbstverliebt, aber er hat seinen Standpunkt, eine tolle Erzählerstimme und immerhin einen Nobelpreis, was es nicht alles gibt. Wenn er sich weniger politisch geben würde, hätte er sicher mehr Freunde, aber wen juckt's. Am Ende stellt sich sogar raus, dass der Günter heute Geburtstag hat, 82, soso. Jemand kommt vorbei und drückt mir ein Glas Sekt in die Hand. Na dann, Prost!


Mittlerweile bin ich schon 5 Stunden auf der Messe, hab mich dazu durchgerungen auch ma was zu Essen zu kaufen, bin dazu ausgefragt (für die Statistik), und warte nun auf Wolf Haas, damit er mir seine Unterschrift auf eine Postkarte kritzeln kann (für jemand anderen). Plötzlich kommt Gekreische auf und neugierig wie ich bin, gehe ich Nachsehen. Ist es Dan Brown? Nein, Til Schweiger. Himmelherrgottnochma, und das auf einer Buchmesse!