Mittwoch, 16. April 2014

ich glaub mein Schwein pfeift

Ist es nicht wundervoll wieder in Deutschland zu sein?
- Oh oh. Gleich der erste Satz trieft vor Sarkasmus, na das kann ja heiter werden!
Jedenfalls freu ich mich wie ein Schnitzel über die blühenden Kirschbäume, mal auf der Straße ungestört ein Bier trinken zu können und mit welcher Zuverlässigkeit man hier regelmäßig in den Wahnsinn getrieben wird. Das Leben in unserer großartigen, zuverlässigen und friedlichen Heimat ist eine schier unerschöpfliche Quelle an Hindernissen auf dem Weg geradeaus in den Tag hinein. So gestaltet sich der Versuch ein WG-Zimmer zu mieten nicht weniger abenteuerlich als in Nepal mit dem Bus zu fahren.
- Oje, jetzt kommen wieder die Reisegeschichten. The grass is always greener...
Natürlich hab ich vollstes Verständnis, dass der Vermieter sich absichern will und dafür eine 'freiwillige' Selbstauskunft (es darf an dieser Stelle auch laut gelacht werden), Gehaltsnachweise, eine Schufa-Auskunft, eine Kopie des Personalausweises und natürlich eine Bürgschaft braucht, natürlich auch vom Bürgen die Schufa-Auskunft, Gehaltsnachweise und Kopie des Personalausweises. Und natürlich wird, wenn ich die ganzen Unterlagen ausdrucke, unterschreibe und hinschicke und eventuell (!) ein Nachtrag geschrieben werden kann, im Vorraus 22€ Bearbeitungsgebühr fällig, selbst wenn sie mich als Mieter ablehnen.
- Jup. Bei solch einem Gespräch mit der jungen, aalglatten Immobiliennazitussi kommt der Blutdruck so in Schwung, da muss mir auch kein Kaffee mehr angeboten werden. Und wenn dann Sätze von ihr kommen wie, "Wir sind ja nicht die Bösen.", braucht man auch kein Selbstbeherrschungsseminar mehr.
Und was kann man dagegen tun? Genau, außer nicht einziehen, nichts. Die machen die Regeln, ob gesetzlich ok oder nicht (das mit dem Perso beim Bürgen ist ungesetzlich), wenn man nicht mitspielt dann wird man eben als Mieter nicht akzeptiert. Und da ich im Grunde schon eingezogen bin und mir sowohl die Wohnung als auch mein neuer Mitbewohner Phil voll gut gefällt, werde ich wohl mitspielen müssen. Achja, Linda zieht auch bald ein, coolio! Jetzt heißt es, auf die positiven Dinge konzentrieren!

Auch wenn es vel einfacher wäre, in Hawaii im Dschungel zu leben, wo man von ner Kaution noch nie gehört hat, ja wo es noch nicht mal Türen und Fenster gab, bin ich nun mal hier und mache das beste draus. Wozu gegen Windmühlen kämpfen? Der Staat und seine Gesetze sind so voller sinnfreier Vorgaben, das kann man unmöglich persönlich nehmen. Und am Ende muss man sich auch daran erinnern, dass Vermietung und Konsorten alle nur mein Bestes wollen. Mein Geld.

Solange es nur das ist... Wer nicht viel hat, dem kann nicht viel genommen werden.

Ich sollte lieber im Training sein und mir den Frust von der Seele cutten, aber solange ich noch huste und draußen russischer Frühling ist, beschränke ich die Fahrradfahrten lieber auf Besuche bei Oma, wo neue alte Vorwürfe zwischen zwei Bissen Torte gar nicht mehr so bitter schmecken. Dann klopfe ich auf mein kleines Wohlstandbäuchlein und weiß, es geht mir gut. Und meine Oma weiß netterweise anzumerken: "Ach was, der war auch schon mal dicker!" Ich glaub mein Schwein pfeift.

Gleich ist Ostern, Feiertage! Schluss mit jammern, soll doch die Welt verrückt spielen, ab jetzt verwende ich meine Energie statt fürs Aufregen lieber zur Herstellung von Eierlikör. Die Liste der zum Wochenende eintrudelnden Freunde verheißt lange Neustadt-Nächte und demnächst legendäre Lagerfeuergeschichten. In Hinterkopf schwirren noch ein paar einsame Stunden mit einer Tasse Tee am Fenster, wo ich gedankenverloren beobachte wie die vorbeifahrenden Züge die Regentropfen an der Scheibe kreuzen. Meine Gedanken schweifen schemenenhaft zur Reise letztes Jahr und verlieren sich allmählich wie ein loses Polaroid zwischen den Seiten eines Fotoalbums. Der Nährboden für Sorgen ist groß dieser Tage, und dennoch sind die wirklich wichtigen Dinge in Ordnung, der Arsch am rechten Fleck, und bevor ich noch den Kopf verliere, leg ich mich lieber ne Stunde auf ne Wiese und schalte den Frühling an im Kopf!
- Oder zumindest die Musik in meinem Zimmer.