Mittwoch, 8. Februar 2012

Jule ist tot, lang lebe Lia!

Ein Post über eine Identitätskrise? Oh nein, jetzt wirds persönlich! Ich sollte doch lieber spitzfindig über weltgewandtere Themen schreiben, wie zum Beispiel den Zusammenhang zwischen einem hässlichen Äußeren und dem Beruf der Fahrkartenkontrolleure. Oder lustige Youtube-Videos posten, wahlweise mit Tierbabys oder vielleicht wieder mal was kritisches, über ACTA.
Und wenn schon persönlich, wäre doch eher ein Bericht über den Stand meiner Diplomarbeit. Das ist sogar interessant, also für den Leser meine ich, denn es gab folgende überraschende Erkenntnis: das Schreiben und die Recherche macht mir Spaß! Das hatte ich - trotz des guten Themas - nicht erwartet, die Diplomarbeit hatte ich erwartet wie eine Geburt: qualvoll herauspressen und dann hoffen, dass es einem im Alter mal hilft. Einen dicken Bauch werde ich mir auch noch zulegen, so viel Nervennahrung wir ich brauche...

Aber leider schwirren mir andere Dinge im Kopf rum. So kurz vor dem 1. Jubiläum meines 25. Geburtstags habe ich das Gefühl, alte Teile meiner Persönlichkeit zu Grabe zu tragen. Wenn so viele Brücken zur Vergangenheit einzustürzen drohen, in Form von eingehenden Freundschaften, bleibt nur die Erinnerung, winkend auf der anderen Seite. Noch bin ich mir nicht sicher, ob es kurz vorm Kollaps ist oder das Leben nur grad ein paar Umwege fährt -wie so häufig. Und selbst wenn der schlimmste Fall eintritt und die ein oder andere Bindung schmerzlich getrennt wird, wird dadurch Platz für etwas neues, anderes. Auch wenn es schwer fällt will ich von einem einmal beschrittenen Weg nicht mehr abweichen. Nach vielen turbulenten Jahren habe ich ENDLICH das Gefühl, so UNGEFÄHR zu wissen wer ich sein möchte. Oje, heißt das, ich bin erwachsen?
Scherz beiseite. Noch ist der Kuchen nicht gegessen, noch wurden keine erbitterten Streitereien geführt. Bisher ist alles nur Gefühl. Alles nicht-gesagte Worte. So leicht wird mich meine Vergangenheit nicht los, alte Freunde wissen einfach zu viel, die kann ich so nicht gehen lassen.

Bis zum Konfrontation und offenen Ausprache in geschlossenen Räume wird noch ne Menge Kuchen gegessen. Hoffentlich noch ne Menge Seiten der Diplomarbeit geschrieben, in der Deutschen Nationalbibliothek, dem zweitstillsten Raum nach einem Friedhof. Aber reden wir nicht wieder davon! An so einem produktiven Tag wie heute (Arbeit, Diplomarbeit, Zimmer unordentlich machen) höre ich beim Nähen Rainald Grebe und mache Fotos vom Vollmond vor meinem Zimmerfenster. Derart inspiriert fühle ich mich tatsächlich wie Crusoe: warten auf Freitag.

Danke Baustelle, dass ich jetzt die Skyline sehen kann.


WORTE DER WOCHE:
"Freitag. Nach dir das Wochenende." (Rainald Grebe)

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