Mittwoch, 8. August 2012

Luxus - ein philosophischer Abstrakt

Anstelle der geplanten Neuigkeiten heute mal wieder ein spontaner Ausflug in die Philosophie, bei dem gilt:
* Substantive und Fremdwörter erlaubt
* Übertreibungen und Provokation sind Absicht (zur Veranschaulichung)
* meine zugrunde liegende Prämisse ist die der Studentin im Urlaub, also viel Zeit, Kaffee und Wahnsinn
* anders als bei Kant kann man mich fragen, was ich damit genau gemeint hab.
Philosophie ist nichts wissenschaftliches Kompliziertes, es beruht nur auf der Frage, worauf meine Gedanken hinaus wollen.

Luxus kann ich mir nicht leisten. Luxus, das sind Dinge wie: Prinzipien. Oder: konsequent sein. Stattdessen gönne ich mir wertvolle Dinge, die viel kosten, vor allem Zeit, Nerven und was es wolle: Freundschaften, Bekanntschaften, Verwandtschaften und was man sonst so schafft.

Dann gibt es noch die Dinge, die kann man nur wollen, niemals kriegen oder sich besorgen, weil allein das Verlangen ihre Abstraktheit so verletzt, dass sie sich in ihre Bestandteile zersetzen, sobald man sie zu fassen kriegt. Glück ist eins davon. Was heißt "eins davon"? Glück ist das Ultimative, der heilige Gral unter den erstrebenswerten Bauteilen des modernen Menschen, direkt vor Zufriedenheit, Reichtum, Macht, Gesundheit und der Ikea-Family-Card. Letztes verweist darauf, dass wir gern bereit sind, die Definitionsmacht von Glück von uns selbst auf andere zu übertragen, weil wir selbst nicht entscheiden wollen, was wir wollen. Alles andere wäre auch zu anstrengend, beinhaltet Kompromisse oder - schlimmer noch - Selbstverantwortung.

Wenn ich persönlich entscheide, bin ich auch persönlich haftbar (wer darüber richten sollte, ist eine andere Diskussion). Dieses Risiko ist zu hoch, also lass ich mir ein paar Modelle vorstellen, identifiziere mich damit und der Rest (Prioritäten, Regelungen) kommt von selbst. Zum Beispiel Modell A: Job - Familie - Doppelhaushälfte, dafür brauche ich Schulbildung, Partner, Finanzen (Regelungen) und den entsrechenden Antrieb, dies unter allen Umständen zu erhalten (Priorität). Wie beim Autokauf gibt es dieses Modell in verschiedenen Ausführungen: zum Beispiel mit Klimaanlage im Haus, ABS im Job oder Airbags bei der Frau.

Oder vielleicht ein anderes Modell, gefällig? Sie ändern sich mit der Zeit, jetzt geht es auch ohne Partner, oder mit zwei Stück, das gleiche gilt für Haus und Job. Dass in "einer" Gesellschaft, also nehmen wir mal die deutsche, mehrere Modelle friedlich koexistieren, ist schwierig, Stichwort Verständnis. Dass mein Nachbar sich für ein anderes Modell entschieden hat, zeugt von seiner Freiheit, selbst zu definieren was er möchte (oder was er aus seinen bescheidenen Verhältnissen geformt hat). Das macht mich wütend, denn er hatte den Mut, diese Freiheit zu benutzen. Ja, liebe Leser, denkt an Kant: Er wusste dass die größte Herausforderung der Menschheit nicht im Unverstand, sondern im Un-Mut begründet liegt.
Eines ist dabei wichtig: Dinge zu hinterfragen, heißt nicht, sie in ihrem Kern abzulehnen. Sondern die Bedingungen neu auszumachen.

Aber zurück zum Luxus. Ich kann ihn mir nicht leisten, weil ich weder genügend Zeit noch Grips noch Antrieb dafür habe. Stattdessen sehne ich mich nach Dingen, die mir wertvoller, da noch unerreichbarer erscheinen: Unbeschwertheit. Und noch wichtiger: Freiheit. Ich kann nicht sagen, was diese Worte bedeuten (sonst Verletzung ihrer Abstraktheit, s.o.), nur die Gefühle beschreiben, die ich mit ihnen verbinde. Und diese sind dermaßen subjektiv, dass ich den Leser zwingen würde sich zwischen Zustimmung damit und Ablehnung von ihnen zu entscheiden. Aber das will ich nicht. Wie Kant geht es mir darum, jeden Einzelnen aufzufordern, sich jenseits der Amazon-Wunschliste zu überlegen, was für ihn/ sie Luxus bedeutet. Und wenn es euch doch interessiert, worin er für mich begründet liegt, bleibt auf dem Laufenden: Ich werde es in einer langen Reise herausfinden. Und "Reise" ist in diesem Falle keine Metapher.

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