Donnerstag, 5. Januar 2012

über Naivität

Naivität ist keine Schande. Genauso wenig wie langsames Autofahren. Naivität ist eher einer Illusion ähnlich, oder netter formuliert: eine Art Optimismus mangels einem bestimmten Maß an Wissen. Es ist die Waffe des Nicht-Kämpfenden, im Gefecht gegen Angst und Schrecken. Obwohl es auch naive Kämpfe gibt, wie zum Beispiel die gegen die Pfunde. Das Fremdwörterbuch gibt für „naiv“ zwei hauptsächliche Bedeutungen an: zum einen „natürlich, unbefangen, offen“, aber auch „treuherzig, arglos“ und zum anderen „einfältig, töricht“. Die erste Bedeutung hat selbige verloren, scheinbar. Wer das nicht glaubt, der ist einfach naiv.

Naivität ist keine gewählte Einstellung, es ist eine Alternative, ein Entgegenhalten. Wer nicht in die Paranoia, oder –weniger extrem- ins Schubladendenken verfallen will, darf auch mal naiv sein. Der Vorteil liegt auf der Hand: aus dem naiven Blickwinkel sind die Dinger allgemeiner, weniger kompliziert. Probleme werden einfacher, bis zum Verschwinden. Der Nachteil folgt sogleich: wenn es zu einfach wird, landet man am Ende doch wieder in einer Schublade. Die Lösungen werden also komplizierter. Das beschreibt die paradoxe Natur der unbefangenen und auch einfältigen Naivität.


(Und wer sich wundert, woher diese Gedanken kommen: ich habe etwas in den Anfängen meines momentanen Tagebuchs gelesen, von 2006. Da stach mir das Wort zwischen den Zeilen ins Auge, es war recht amüsant. Und da ich bisher nicht viel Reue angehäuft habe, machte sich meine Fantasie auf den Weg, diesen Wesenszug zu verteidigen.)

2 Kommentare:

Klaus hat gesagt…

Großartige Auszug aus deinem Tagebuch Lia!

kyrie hat gesagt…

hihi, die gedanken entstanden beim lesen meines tagebuchs, sind aber kein zitat... ;)
um die erlebnisse einer 20jährigen zu zitieren müsste ich schon (mehr) betrunken sein...